KG Lengeschdörpe Klompe  1950 e.V.
GESELLSCHAFT FÜR HEIMATPFLEGE UND GESELLIGKEIT

Lendersdorfer Karneval vor 1950
Entnommen aus dem Buch „Karneval im Düren- Zülpicher Land“ von Willi Kuck.

Karneval in Lendersdorf

Lendersdorf zähl­te um das Jahr 1840 etwa 340 Einwohner. In der damaligen Zeit vollzog sich der Karneval in den Gaststätten, die auch heute teilweise noch bestehen, wenn auch unter anderen Namen. In der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr­hunderts fanden sich die Familien zwanglos zusammen, um auf ihre Art Karneval zu feiern. Diese Zusam­menkünfte entbehrten jeglichen Prunkes. Strohhüte, bunte Tücher, al­te Fräcke oder nur einfach der umge­drehte Rock mit Omas abgelegtem „Kapotthütchen" waren die Attribute des närrischen Geschehens. Die dörf­lichen Ereignisse wurden damals von witzigen oder gewitzten Rednern vor­getragen. Die Hauptsache war, man zog schmunzelnd nach Hause. An den „Tollen Tagen" zogen dann klei­ne Gruppen und Originale mit alten Blasmusikinstrumenten durchs Dorf, von Wirtschaft zu Wirtschaft und machten Karnevalsstimmung auf ih­re eigene Art. So vergingen damals die Karnevalstage, bis mit der fort­schreitenden Industrialisierung Pa­pierfabriken, Eisenhammer und die Hütte mit vielen Arbeitsplätzen ins Dorf kamen, darunter auch Wallo­nen. Es war die Zeit des Joseph van der Giese. Das Dorf entwickelte sich immer mehr. Unter den Wallonen war auch Alex Herbier, ein Spaßma­cher aus Lüttich. Er wurde im Dorf nur „der Welsch" genannt. Herbier schrieb viele Verse zu so genannten Büttenreden. Ein Vers über einen Bauern, der einen klapperdürren Gaul besaß, bewies Witz und Ironie:

Die Essigfabrik ist der Fachwerkanbau



„Et wor ens ene Buure Mann,
dä sich zämlich jot hälpe kann,
e hot och e Pääd,
dat wor de Möh net wäd,
Have konnte em net gäwe,
dat Dier mot van de Luff läwe."

Neben dem „Welsch" waren die Familien Reuland und Triller aus der Hauptstraße an dem Karnevalsge­schehen beteiligt. Im Jahre 1864 gründete Kaplan Heggen in Lenders­dorf den katholischen Arbeiterverein, dem in der damaligen Zeit fast alle männlichen Einwohner von Lenders­dorf angehörten. Frohsinn und Ent­spannung nach harter zehnstündiger Tagesarbeit waren das Ziel. In der so­genannten Essigfabrik fand das gesel­lige Tun seinen Niederschlag. Bei der Essigfabrik handelt sich dabei übrigens um den kleinen Anbau hinter dem Auto.

Der Klomp als Symbol

"Em Klomp" hieß ihre Bleibe, und als Symbol dienten auf der „Len­dersdorfer Hütte" gegossene gussei­serne Klompe, die von Jakob Porten, dem letzten Pächter des katholischen Vereinshauses „em Klomp", nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Schutt des zerstörten Gebäudes geret­tet wurden. Diese „Klompe" dienen heute den „Lengeschdörpe Klompe" als Symbol und werden im Karne­valsmuseum des Regionalverbandes in der Rentei in Niederzier sorgsam gehütet. Gegner des arbeiterfreundli­chen Kaplan Heggen banden diese Klompe damals an die Tür der Kapla­nei, um ihn zu ärgern. Auf einer selbst errichteten Bühne in der alten Essigfabrik konnten die Mitglieder ihre Späße treiben.

Bis in die Jahre 1880-1882 blieb das frohe karnevalistische Treiben auf diesen engen Raum beschränkt, bis dann der erste Karnevalszug, zwar noch ohne Wagen, durchs Dorf zog. In einer 50-60 Personen starken Fußgruppe trugen die Teilnehmer ei­nen Straßenschuh und einen Holz­klomp an den Füßen. In der Wirt­schaft Neumann (bei Thuirs Mühle) am Schneidhausener Weg pferchte man sich zum Abschluss eng zusam­men und beschloss bei Ulk und Ge­sang den ersten Lendersdorfer Rosen­montagszug. Innerhalb des Arbeiter­vereins bildete sich dann die erste Karnevalsgesellschaft mit dem Na­men „Löstige Brööde“; die dann auch regelmäßig Sitzungen und Karne­valszüge durchführte. Im Sälchen der Gaststätte „Nöldgen" (später Matthias Gottschalk) liefen die Karnevalssit­zungen über die Bühne, mit einem Elferrat und „Stöcheliese“ eins, zwei und drei. „Stöcheliese“ eins war zu der Zeit Bauers Brasset, dem die Bewer­tung des Vortrages oblag. Er konnte nach Herzenslust und nach Strich und Faden „usstöchele`: Dem schlos­sen sich dann „Stöcheliese“ zwei und drei an. Ein langes, geschmiedetes „Stöcheliese“ galt damals als Zepter. Nach dem heiteren Aderlass geleitete dann der „Paiass" den Redner nach seiner Dekorierung wieder an seinen Platz. Von 1884-1890 führten dann die „Geloogsjonge“-   so nannten sich die „Lästige Brööde“ - auch Karnevals­züge durch. Die „Kneippsche Kur“,  „dä Dörpsässel“, von Fritz Schmitz als Parodie auf den amtierenden Bür­germeister dargestellt, und die „Ger­mania“, verkörpert von Tant Lehn Bauer, sind mündlich überlieferte erste Zugthemen. In diesen Jahren wurde auch ein Prozess um die Hecke eines Schneidermeisters zum Anlass ge­nommen, mit dem Zug an der Hecke zu halten und dieselbe regelrecht ein­zumessen, wie auch die „Hubertus­klause" mit der Laterne gesucht wur­de. Nach diesen Umzügen trat wieder ein Rückgang ein. Der „Eazebär" aber tauchte immer wieder auf. Hup­pertze Jupp, die Gebrüder Viernich und die Könns ließen ihn lange nicht aussterben. Der „Rommelspott" war damals wie heute eine Domäne der Kinder. In der Blütezeit des längst vergessenen Turnvereins unter der Leitung von Lehrer Keller wie bei dem 1844 gegründeten Männerge­sangverein und der 1900 gegründe­ten freiwilligen Feuerwehr sowie dem Arbeiterverein wurden damals karnevalistische Abende und kleine Kappensitzungen abgehalten. Haupt­akteure waren in dieser Zeit „Schmit­ze Fritz“, „Schmitze Mutter“, „Leroy Jupp" und sein Bruder, der „Krön“, „Schmitze Kobel" und andere. Zu ei­nem Rosenmontagszug reichte es lange nicht, bis im Jahre 1914 der ka­tholische Jünglingsverein unter Hein­rich Thuir einen verheißungsvollen Neuanfang wagte. Der 1909 entstan­dene „Mellechclub" führte auf einem Wagen eine riesige Milchflasche mit. Ein Ochse sowie ein Esel und ein ma­lerischer Zigeunerwagen mit offenem Lagerfeuer zogen mit, allerdings ging der Zigeunerwagen bald in Flammen auf. Der Erste Weltkrieg erstickte 1914 alle Freude im Schmerz.

Ein neuer Anfang

Nach 1920 fanden sich wieder Unentwegte zu kleinen Kappensit­zungen zusammen. Der „Männerge­sangverein“, der „Fußballclub" und der neu gegründete „Theaterverein" bestritten gemeinsam das lustige Treiben. Zu einem Karnevalszug kam es aber nicht mehr, und an den „Tol­len Tagen" waren es einige Einzelak­teure, die den Straßenkarneval in Lendersdorf bestritten. Wieder mach­te ein grausiger Krieg dem bunten Treiben ein Ende. Nach diesem Krieg waren es der „Männergesangverein" mit seiner jeweils 14 Tage vor Fast­nacht stattfindenden Kappensitzung und der Möhneball am Weiberfastnacht,­ sowie die Sitzung des „Fußballclub", die das karnevalistische Leben im Dorf bestimmten.

Bei diesen Fotos ist eine genaue Zuordnung nicht möglich.

Da sie aus dem Besitz der Alemannia stammen, könnte es eine der Sitzungen vor Gründung der Klompe sein. Auf dem ersten Foto könnte der in der Mitte stehende Mathias Sistenich sein, der rechte ist Bürgermeister Steiger.

Da eine der ersten Sitzungen der Klompe unter dem Motto "unter tausend Herzen" stattfand und auf den Bildern eine Deko mit Herzen zu sehen ist könnte es sich auch schon um eine der ersten Klompe Sitzungen handeln.
So wie die Gruppe auf dem zweiten Foto sind die Südinsulaner zu dieser Zeit aufgetreten, was auch für eine Klompesitzung sprechen würde.

Eine Musikgruppe wie auf dem dritten Foto hatte zu dieser Zeit die Kruschberger Funken, was auch wieder für eine Klompesitzung sprechen würde.

Auch war der Elferratstisch der Klompe in den ersten Jahren ein Schiff und auf dem dritten Bild sind Wellen zu erkennen.


Weiter mit: Gründung bis heute

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